Anna-und-Carl-Stiegler-Platz
Ehepaar im Widerstand gegen das NS-Regime
Anna-und-Carl-Stiegler-Platz | Ehepaar im Widerstand gegen das NS-Regime
Vor dem zweiten Weltkrieg befand sich stadtauswärts, links von der Nordstraße, das sogenannte Rheinische Viertel, dessen Straßen nach rheinischen Städten benannt waren. Dieses Viertel wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört und nicht wiederaufgebaut. An Stelle des neu entstandenen Platzes befand sich ungefähr die Mainzer Straße. Dort, in der Hausnummer 9, wohnte das Ehepaar Anna und Carl Stiegler.
Anna Stiegler, geboren 1881 trat bereits vor dem ersten Weltkrieg der SPD bei. Sie war Mitglied der verfassungsgebenden Bremischen Nationalversammlung und bis 1933 Parlamentarierin, zunächst für die USPD, dann für die SPD. Nach der erzwungenen (Selbst-)Auflösung der Bremischen Bürgerschaft organisierte sie Unterstützungsaktionen für verhaftete Genossen. 1935 wurde sie verhaftet und zu fünf Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Sie überlebte die Haft, die daran anschließende Verschleppung in das Konzentrationslager Ravensbrück und den Todesmarsch nach Räumung des Lagers und kehrte 1945 nach Bremen zurück. 1946 gründete sie mit anderen Frauen den überparteilichen Bremer Frauenausschuss und wurde wieder Mitglied der Bremischen Bürgerschaft.
Auch Carl Stiegler war Sozialdemokrat und wurde 1935 verhaftet. Er kam nach Ablauf der Haftstrafe in das Konzentrationslager Sachsenhausen, später nach Bergen-Belsen. Dort wurde er ermordet. Mit der Benennung dieses Platzes in unmittelbarer Nähe des letzten Wohnortes der Stieglers soll an den mutigen Widerstand der beiden gegen das NS Regime gedacht werden, der von dieser Stelle im Bremer Westen organisiert wurde.