Mit landschaftsarchitektonischen Samthandschuhen: Startschuss für die "Weiche Kante"
ÜberseestadtNatur bleibt Trumpf rund um den Molenturm
Majestätisch ragt er am Wendebecken ganze 12 Meter hinauf in den Himmel – mehr als 100 Jahre trotzt der Molenturm, im Volksmund liebevoll „Mäuseturm“ genannt, nun schon Wind und Wetter und weist mit seinem Leuchtfeuer zuverlässig den Weg. Der Turm ist nicht nur ein weithin sichtbares, beliebtes Ziel für Ausflügler entlang der ehemaligen Hafenbecken und der Weser, sondern auch Wahrzeichen der Überseestadt und seit dem Jahr 2000 denkmalgeschützt. Als Startschuss des Projekts Weiche Kante, das eine neue Freizeitoase zum Durchatmen und Entspannen für Bewohner und Besucher des Bremer Westens direkt am Wasser schaffen will, wird das gewachsene Naturparadies rund um den Molenturm nun umgestaltet – und dabei mit landschaftsarchitektonischen Samthandschuhen angefasst.
Die Überseestadt bekommt einen „Stadtstrand“: Die jetzige Steinschüttung am Wendebecken soll einer landschaftsarchitektonisch attraktiv gestalteten Sandvorschüttung weichen. So ein Strandabschnitt ist dabei als „Weiche Kante“ nicht nur optisch ein Highlight sowie natürlich ein willkommener Freizeit- und Erholungsort direkt am Wasser, sondern auch sinnvoll und notwendig für den Hochwasserschutz. Die Entwicklung der Weichen Kante wird deshalb im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus – Zukunftsinvestitionsprogramm“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und aus dem bremischen EFRE-Programm gefördert – und damit sind über 80 Prozent der Kosten bereits gedeckt. Mit den ersten baulichen Maßnahmen zur Realisierung des Projekts Weiche Kante wurde im August 2017 begonnen – und zwar auf dem Gelände rund um den alten Molenturm.
Weil im Wendebecken Schiffe unterwegs sind, wird das Baden an der Weichen Kante allerdings nicht möglich sein.
Unter Ulmen zum Molenturm
Das Molenturm-Areal soll durch eine behutsame Umgestaltung des zum Teil stark bewachsenen Geländes noch attraktiver und vor allem leichter zugänglich gemacht werden – allerdings unter Berücksichtigung der schon bestehenden Möglichkeiten. Dazu gehört beispielsweise eine Erneuerung des Weges, der den alten Leuchtturm in Zukunft direkt an die Überseepromenade anbindet und auch mobilitätseingeschränkten Menschen den Zugang zum Molenturm-Areal erleichtern soll. Der „alte neue“ Weg wird etwa 4 Zentimeter höher liegen als das umliegende Gelände, begrenzt durch eine circa 1 Zentimeter breite Stahlkante. Flankiert wird der Weg ganz malerisch durch eine Baumreihe der Ulmensorte Ulmus ‚Columella‘. Bei diesen Bäumen handelt es sich um eine gegen die Ulmenkrankheit resistente Sorte mit schmaler Krone und säulenförmigem Wuchs. Der mittelgroße Baum erreicht eine Höhe von rund 15 Metern und eine Breite von circa 5 Metern.
Auf Höhe des Fähranlegers finden sich in Zukunft ein paar Fahrradbügel und eine Sitzgelegenheit. Zudem sollen die im Wendebecken vorhandenen Dalben des verlegten Behördenanlegers mit Brutplattformen für Sturmmöwen ausgestattet werden. Der kleine Platz direkt am Molenturm ist nur für Fußgänger zugelassen, ein Befahren mit Fahrrädern ist dagegen nicht erlaubt. Vielen Besuchern liegt der imposante Baum auf dem Molenturmplatz besonders am Herzen. Deswegen soll er auf jeden Fall erhalten und harmonisch in die Platzfläche integriert werden.
Bei der Umgestaltung des Molenturm-Areals arbeitet die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH mit Landschaftsarchitekten des renommierten Büros A24 LANDSCHAFT zusammen.
Ein Herz für die heimische Pflanzenwelt
Im Molenturm-Areal hat sich aufgrund des besonders sonnigen Standorts mit trockenen, wasserdurchlässigen Böden und der alten Gleisschotterbereiche der ehemaligen Gleisanlagen eine ortsspezifische, besonders blütenreiche Pflanzenwelt entwickelt. Diese charakteristische Begrünung soll unbedingt erhalten und nur geringfügig und sehr behutsam mit überwiegend heimischen Arten ergänzt werden. An den Stellen, an denen beispielsweise wegen einer Höhenanpassung neuer Boden aufgeschüttet wird, muss natürlich auch neu gepflanzt werden – stellenweise ist eine Wiesenansaat eingeplant, um neue und bestehende Pflanzungen etwas anzugleichen.
Was bekommt Verstärkung?
Die Pflanzung im Molenturm-Areal wird durch teilweise bereits im Gebiet vorkommende Arten ergänzt. Zum Beispiel:
Was sind die Neuzugänge?
Im Böschungsbereich werden einige zusätzliche Sträucher wie heimische Rosen (wie bereits vorhanden) gepflanzt. Diese sind nicht nur eine optische Bereicherung, sondern sollen auch die Absturzgefahr an den entsprechenden Stellen minimieren. Damit bereits im Frühjahr ein wenig Farbe ins Spiel kommt, ist zudem die Neu-Ansiedlung zweier Arten von Frühblühern geplant:
Die Gewöhnliche Kuhschelle gilt in Bremen eigentlich als ausgestorben und soll in der Überseestadt eine Renaissance erfahren.
Was muss Platz machen?
In einigen Bereichen müssen die vorhandenen Sträucher oder Bäume zurückgeschnitten oder entfernt werden, so zum Beispiel der invasive Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) sowie alles andere überwuchernde wilde Brombeeren und Brennnesseln.
Erfolgsgeschichten
Im Schuppen Eins entsteht auf mehr als 1.500 Quadratmetern ein neues Behandlungs- und Präventionszentrum – mit einem für Bremen einzigartigen Konzept. Besonders daran ist das Medical Hub, das Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit bietet, eine Praxis zu mieten und Verwaltungsaufgaben gegen Gebühr abzugeben. Welche Vorteile DRVN noch mit sich bringt, erläutert CEO Melanie Stade.
Mehr erfahrenDas „Zukunftsquartier Piek 17“ ist die letzte freie Entwicklungsfläche in der Bremer Überseestadt und umfasst eine Fläche von etwa 16 Hektar. An der sogenannten Hafenkante sollen innovative Lösungen für urbane, gewerbliche und kulturelle Anforderungen zusammenkommen, um einen modernen und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort zu schaffen. Valerie Hoberg und Sven Jäger von der Wirtschaftsförderung Bremen sprechen über den aktuellen Stand.
Mehr erfahrenVom Bierbrauen über Fotokurse, Kaffee-, Tee-Seminare und Kochevents bis hin zur Weinverkostung: In der Überseestadt trifft Genuss auf Kreativität. Verschiedene Workshops und Seminare bieten Interessierten regelmäßig die Gelegenheit, Neues auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln.
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